Film als Leben / Leben im Film
Posted: October 19th, 2010 | Author: admin | Filed under: Film als Leben / Leben im Film, KHM Seminars | No Comments »“Der Verstand darf sich auf das Leben nur beziehen, wenn er die Originalität des Lebens anerkennt. Das Denken des Lebendigen muss die Idee des Lebendigen dem Lebendigen selbst entnehmen. Wir haben den Verdacht, dass es für die Mathematik genügen würde, Engel zu sein; um aber Biologie zu betreiben – selbst mit Hilfe des Verstandes – müssen wir uns zuweilen wie Tiere fühlen.”
(Georges Canguilhem)
Today was the first session of the seminar “Film als Leben / Leben im Film” by Prof. Marie-Luise Angerer. Starting with a citation by french philosopher and physician Georges Canguilhem she was giving a short preview about this semester´s curriculum.
Hier der Text zur Veranstaltung aus dem Vorlesungsverzeichnis:
“Film und Leben sind über ihre Achse der Zeit auf eine Weise verquickt, die Leben als immer schon technisch und die Technik als immer schon lebendig inszeniert. Film ist von Beginn seiner Entwicklung an das Medium, welches das Leben sich in der Zeit/als Zeit entfalten lässt. Frühe Beispiele der Zellentwicklung als filmisches Ereignis lassen sich hierfür zitieren (Kelty/Landecker). Doch die Filmgeschichte hat auch viele Beispiele dafür, wie Film Leben als Technik (auch im Sinne von Kulturtechniken) inszeniert (Truffauts „L’Enfant Sauvage“, „Das Dschungelbuch“, „Avatar“). Und die Filmtheorie wartet mit einer langen Tradition auf, in der sich Film- und Lebenszeit vermischen (objektive und subjektive Zeit). Exemplarisch können hierfür Vivian Sobchak, Victor Burgin und Bernard Stiegler benannt werden. Die Verschränkung von Technik und Leben, die heute einen angeblich neuen Intensivierungsgrad erlebt, erweist sich in dieser Perspektive als möglicherweise falscher Ausgangspunkt – was, so die Frage vielmehr, wenn Natur – Leben – Materie sich als Zeit und in der Zeit nicht so sehr als different, sondern „nur“ als différant (verschoben, aufgeschoben) zu begreifen sind?”